#19 Mit Elias auf Tuchfühlung (Daniela)

Michael hat Elias, den Partner von Katharina König, in meine Hände gelegt. Das bewegt mich sehr, denn irgendwie ist es ein großer Vertrauensbeweis. Ich werde die Szenen schreiben, die in Elias‘ Perspektive stehen. Also darf ich ihn als Figur und Persönlichkeit weiterentwickeln. Nur wenn ich mir vorstelle, dass ein Charakter, den ich geschnitzt habe, von jemand anderem geschliffen wird … Die Figuren sind für uns Autoren oft wie echte Menschen. Darum fällt es Michael bestimmt nicht leicht, Elias so weit loszulassen.

 

Und ich merke in den ersten Tagen, dass ich ihn nicht richtig greifen kann. Das ist kein Bild, sondern eine Schablone. Ich finde Lücken in seiner Lebensgeschichte und suche das Gespräch mit Michael. Er sagt: „Bei mir findet sich so etwas, während ich schreibe.“

 

Aber ich funktioniere anders. Ich muss Elias gut kennen, möglichst viel über ihn wissen. Nur dann bin ich mir, wenn ich tippe, auch sicher, ob er so denken, so empfinden, so reden würde. Wenn ich mich aber unsicher fühle, bleibe ich im Text stecken und bringe weiter nichts Vernünftiges zusammen.

 

Schreiben zu zweit bedeutet auch, dass wir uns gegenseitig inspirieren. Und Michael erinnert mich an eine nützliche Methode: „Du könntest dich mit Elias verabreden, um ihn besser kennen zu lernen.“

 

Es läuft dann wie in einem Rollenspiel. Die meisten Autoren regeln das für sich allein. Zuerst stellt man eine Frage, wechselt daraufhin den Sitzplatz und gibt die Antwort, als würde die Figur sprechen. Mir persönlich hilft, das tatsächlich zu zweit zu machen. Also suche ich mir jemanden, der den Gesprächspartner übernimmt, in diesem Fall mein Freund Oliver. Ich schlüpfe in die Haut von Elias. Dann unterhalten wir uns. Und es ist erstaunlich, was Elias so erzählt. Ich höre meinen eigenen Worten zu und lerne ihn besser kennen. Klingt vielleicht komisch, aber es funktioniert. Danach schreibe ich deutlich fließender.

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