#11 Schreibvokabeln lernen (Daniela)

In unserem Thriller nehme ich die Perspektive von Elias ein. Das erfordert, die Welt durch seine Brille zu betrachten, im wahrsten Sinne des Wortes. Und sicher kann er deuten, was ihm andere mit ihrer Körpersprache sagen. Mir fehlt jedoch das Augenlicht. Darum lerne ich für meine Buchprojekte, wie Gesten und Gefühle zueinanderpassen. Vergleichbar ist das mit Vokabeln in der Schule.

 

Wenn ich Romane lese, filtert mein Bewusstsein automatisch alle Wörter und Zusammenhänge. Ich werde stutzig, sobald mir eine Formulierung ungewohnt erscheint. Dann habe ich sie noch nicht abgespeichert auf der Festplatte in meinem Kopf. Also notiere ich den jeweiligen Textschnipsel.

 

Wenn ich nachher wieder eine Szene ausgestalte, gerate ich vielleicht ins Stocken. Das verrät, dass mir nicht klar ist, welche Körpersprache das Empfinden der Figuren zeigen könnte. Darum stöbere ich durch meine früheren Aufzeichnungen, bis ich entdecke, was sich zutreffend einbauen lässt.

 

Ich muss wiederholen, auffrischen und meinen Wortschatz erweitern. So geht es permanent ins Training. Dafür nutze ich zum Beispiel Emotionskarten oder arbeite Bücher durch wie »Menschen lesen« von Joe Navarro.

 

Natürlich hilft es auch, mir schildern zu lassen, wie etwas aussieht. Denn längst nicht alles, was ich für meine Romane brauche, wird mir in anderen Büchern auf dem Goldtablett serviert. Besonders fordert mich heraus, eine Umgebung lebendig zu machen, die ich selber noch nicht kennen lernen durfte. Ich weiß nicht, wie es dort riecht, klingt oder wie die Atmosphäre wirkt. Bei dem Selbstanspruch, nichts Falsches zu behaupten, verlässt mich meine Phantasie. Ich verkrampfe innerlich, die Texte werden hölzern.

Da ist es gut, jemanden an meiner Seite zu wissen, der mir Bilder schenkt. Nur können die wenigsten Leute wirklich gut beschreiben. Meine Mutter zum Beispiel beobachtet sehr scharf. Und schildert mir dann, was sie erfasst, mit einer solchen Detailgenauigkeit, dass ich oft schon ungeduldig werde. Denn so differenziert will ich es oft nicht wissen. Trotzdem verhält sie sich richtig, wenn sie dran bleibt. Auch Nebensächliches könnte sich als nutzbringend erweisen.

 

Für meine Fußballsatire habe ich Szenen entworfen, die in Australien passieren. Glücklicherweise begegnen mir zwei Personen, die nicht nur oft den roten Kontinent bereist haben. Sie können außerdem ihre Erlebnisse ausdrucksstark wiedergeben. Ich spüre geradezu das Lokalkolorit.

 

 

Und jetzt ist Michael gefordert. Zwischen uns wird sich einspielen müssen, dass Michael beschreibt, was Elias sieht, ich mir aber nicht vorstellen kann. Damit muss ich die Szene verfeinern. Und ich bin schon gespannt auf den ersten Versuch.

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