#8 Blind fühlen (Michael)

Ich werde also die Perspektive der blinden Protagonistin weiterführen, meiner Katharina. Je länger ich über Danielas Vorschlag nachgedacht habe, desto mehr bin ich davon fasziniert.

 

Mir geht wieder durch den Kopf, wie ich mich damals für »Tabun« dem Thema Blindheit genähert habe. Neben vielen Gesprächen mit blinden Menschen durfte ich einen Tag bei einer blinden Staatsanwältin hospitieren. Denn auch Katharina hat früher in diesem Beruf gearbeitet – vor dem Unfall, der sie dann ihr Augenlicht kostet.

 

Zutiefst beeindruckend wirkte es auf mich, von einer Mobilitätstrainerin zu erfahren, was Orientierung für Blinde bedeutet. Draußen im Straßenverkehr oder wenn sie zum Beispiel etwas einkaufen müssen, mag das schnell zur nächsten, großen Hürde werden. Für mich war es aufregend und interessant. Doch Letzteres kann man natürlich nur empfinden, wenn feststeht, dass man hinterher wieder sehen wird.

 

Eine ganze Woche habe ich ohne Unterbrechung blind gelebt, den Alltag quasi mit neuen Augen kennen gelernt. Jetzt erwäge ich, dies nochmals für drei Tage zu tun, aber dann in komplett fremder Umgebung.

 

Nur mit dieser Selbsterfahrung konnte ich in »Tabun« realistisch und trotzdem spannend meine Protagonistin zu einer glaubwürdigen Figur entwickeln. Das soll sie auch bleiben und keine blinde »Superwoman« sein, die riechen kann, wenn andere lügen oder nach Gehör scharf schießt und kämpft. Ich finde, da trägt man als Autor auch die Verantwortung, keine falschen Bilder zu erschaffen und Vorurteile zu schüren. Deshalb hat meine Katharina gute wie schlechte Tage, kommt mit der Blindheit mal besser, mal schlechter klar.

 

Elias hingegen werde ich ein bisschen loslassen, in Danielas Hände geben. Er wird sich entwickeln, immer mehr verstehen, wie er mit Katharina umgehen soll. Wer könnte das besser schildern als Daniela? Darauf bin ich schon so gespannt.

 

Sicher erwarten uns noch weitere Herausforderungen, an die wir im Moment vielleicht noch gar nicht denken. Ein Abenteuer erwartet uns… Aber darauf freue ich mich.


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