#5: Ein großes Geschenk (Daniela)

Ich bin noch auf dem Weg zum Restaurant, als mich jemand anspricht. Michael natürlich. Und es hilft mir, dass er einfach auf mich zukommt. Denn zu spät habe ich darüber nachgedacht, wie wir die Aufgabe lösen wollen, einander zu finden. Treffen wir uns vor dem Lokal? Oder geht, wer zuerst dort ist, auch zuerst hinein? Doch falls Michael dann einmal kurz nicht aufpasst, stehe ich herum und warte auf ihn, obwohl er schon Platz genommen hat. Und ich kann ja schlecht die anderen Gäste hinzuziehen in der Art: „Ich suche einen Mann, um die 50, weiß aber nicht, wie er aussieht. Sitzt der hier irgendwo?“

 

Als Michael mich jetzt begrüßt, bin ich erleichtert, dass die erste Hürde schon genommen ist. Und es bestätigt sich, was ich am Telefon vermutet habe: er ist mir sofort sympathisch. Ich denke, darauf kommt es am meisten an. Würde die Chemie nicht stimmen, hätten wir bereits verloren, auch wenn alles Übrige gut passen würde. Zum Beispiel unsere Denk- und Arbeitsweise. Da stimmen wir in vielen, wesentlichen Punkten überein, wodurch es leichter wird. Einer muss nicht alles bis ins letzte Detail zerlegen, weil der jeweils andere oft ähnlich tickt und deshalb sofort begreift, worauf es hinausläuft.

 

Das habe ich früh gespürt zwischen uns. Aber es wird mir zu diesen Stunden, während wir im »Nachtleben« zusammensitzen, verstärkt bewusst. Anfangs plaudern wir eine Weile, auch über mögliche Themenfelder, die wir gemeinsam in der Thrillerreihe beackern könnten. Dann fragt Michael: „Wollen wir den Vertrag durchgehen?“ Genau in dem Moment, als ich mir überlegt habe, wir könnten jetzt zum Geschäftlichen kommen. Und wenig später wiederholt sich das, nur umgekehrt. Ich tippe an, ob wir uns die Speisekarte bringen lassen. Michael erwidert: „Ja, daran habe ich auch gerade gedacht.“

 

 

Dass ausgerechnet Michael zu mir gekommen ist und vorgeschlagen hat, wir könnten miteinander schreiben, fühlt sich an wie ein großes Geschenk. Dafür bin ich wirklich dankbar.

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